In den vergangenen Jahren haben sich Münchens Innenstadt und die Versorgung mit Bargeld stark verändert. Während traditionelle Banken, wie die Hypovereinsbank und die Stadtsparkasse, immer mehr Filialen schließen, füllen spezialisierte Unternehmen die entstandenen Lücken – oft mit Geldautomaten, die hohe Gebühren verlangen. Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in München, sondern in ganz Deutschland wider.
Ein Automat im Wirtshaus
Betritt man das Wirtshaus in der Straße „Im Tal“, fällt gleich ein Geldautomat ins Auge. Dieser steht an der Stelle, wo vor wenigen Jahren noch Bankangestellte der Santander Bank ihre Kunden bedienten. Heute befindet sich in der Filiale ein Automat des Unternehmens IC Cash Services. Der Grund für seine Installation liegt laut dem Restaurantleiter auf der Hand: „Die Gäste fragten immer wieder, wo sie Geld abheben können.“
Doch dieser Service hat seinen Preis. Wer Bargeld an diesem Automaten abheben möchte, zahlt 4,99 Euro pro Transaktion. Ein Beispiel, das zeigt, wie Unternehmen auf die Schließungen von Bankfilialen reagieren.
Die Verlagerung von Filialen zu Automaten
Die Schließung von Filialen ist kein neues Phänomen. Nicht nur die Hypovereinsbank und Santander Bank, sondern auch die Stadtsparkasse und weitere Institute haben in München ihre Präsenz reduziert. Parallel dazu steigt die Zahl der privaten Geldautomaten. Unternehmen wie Euronet und IC Cash Services positionieren ihre Geräte gezielt an Orten, die stark frequentiert sind – etwa an Bahnhöfen, in Touristengebieten oder in Straßen mit lebhaftem Nachtleben wie der Müllerstraße.
Euronet, ein globales Unternehmen mit Sitz in den USA, zeigt exemplarisch, wie stark dieses Geschäft wächst. Vor zehn Jahren betrieb Euronet in München rund 20 Geldautomaten. Vor fünf Jahren waren es bereits 50, heute sind es 150. Diese Entwicklung macht deutlich, dass sich das Geschäft mit Geldautomaten für private Anbieter offenbar lohnt.
Historischer Hintergrund und aktuelle Entwicklungen
München war schon immer Vorreiter im Bereich der Geldautomaten. Die Stadtsparkasse installierte hier 1977 den ersten Automaten Deutschlands, der mit einem zentralen Computer verbunden war und den Kontostand anzeigte. Heute hingegen wird der Markt von privaten Anbietern dominiert. Deutschlandweit hat sich die Zahl der privat betriebenen Automaten in den letzten zehn Jahren verdreifacht.
Eine zentrale Registrierung dieser Geräte gibt es jedoch nicht. Doch ein Blick auf die Zahlen einzelner Firmen wie Euronet zeigt den Trend: Immer mehr Automaten werden aufgestellt, selbst an idyllischen Orten wie dem Wiener Platz.
Gebühren und Standorte
Die Unternehmen nutzen gezielt die Lücken, die durch geschlossene Bankfilialen entstehen. In Randgebieten Münchens stellen sie Automaten auf, um Menschen dort eine Möglichkeit zu bieten, Bargeld abzuheben – allerdings zu oft hohen Gebühren. In der Innenstadt hingegen sind die Automaten vor allem an Orten zu finden, wo viele Menschen unterwegs sind und es eilig haben, beispielsweise in Bahnhofs-Passagen oder touristischen Hotspots.
Ein weiteres Muster ist erkennbar: Geldautomaten stehen auch häufig in Gegenden, in denen Menschen feiern und Alkohol konsumieren, etwa in der Müllerstraße. Die Unternehmen spekulieren darauf, dass Nutzer in solchen Momenten weniger auf die hohen Gebühren achten, die bis zu sieben Euro betragen können.
Kritik und Ausblick
Besonders internationale Unternehmen wie Euronet stehen in der Kritik, da sie bei Währungsumrechnungen hohe Zusatzkosten verursachen. Dies betrifft vor allem Touristen, die beim Abheben von Bargeld oft unbewusst hohe Gebühren in Kauf nehmen. Zwar sind Anbieter mittlerweile verpflichtet, die anfallenden Kosten auf dem Bildschirm anzuzeigen, doch die Gebühren schrecken viele Nutzer nicht ab.
Die Entwicklung in München verdeutlicht, wie sich die Bargeldversorgung in Deutschland verändert. Während klassische Banken ihre Rolle zurückfahren, übernehmen spezialisierte Unternehmen mit kostenpflichtigen Automaten zunehmend das Geschäft. Für Verbraucher bedeutet dies jedoch, dass Bargeld in manchen Fällen ein teures Gut werden kann.